Rund 220 Gäste genossen kurzweilige Festveranstaltung „50 Jahre Kreis Kleve“ in Rees
Landrat Christoph Gerwers und Kreisarchivarin Dr. Beate Sturm lieferten eine unterhaltsame Zeitreise in die 70er-Jahre.


Kreis Kleve – In diesem Jahr wird der Kreis Kleve 50 Jahre alt. Gefeiert wird dies auch mit drei identischen Festveranstaltungen in Rees, in Geldern und in Kleve. Bei der ersten Jubiläumsfeier in Rees ließen rund 220 Gäste aus Politik, Verwaltung und Gesellschaft die vergangenen 50 Jahre Revue passieren. Mit dabei waren 80 Bürgerinnen und Bürger, die ihre Eintrittskarten im Rahmen einer Verlosung gewonnen hatten.
Landrat Christoph Gerwers betonte in seinem Grußwort, dass die kommunale Neugliederung und der daraus erwachsene Kreis Kleve bei der „Geburt“ ein „wenig freudiges Ereignis“ gewesen sei. Umso erfreulicher sei, dass der Zusammenhalt der „kommunalen Familie“ – also von Kreis und Kommunen – seit vielen Jahren erfolgreich gelebt würde. Sein besonderer Gruß galt seinem Amtsvorgänger, Landrat a.D. Rudolf Kersting, und seiner Amtsvorgängerin, Landrätin a.D. Silke Gorißen, die an der Veranstaltung in Rees teilnahmen. „Der Kreis Kleve ist alt genug, um Erfahrung zu haben, aber jung genug, um sich nicht zum alten Eisen zu zählen“, so Landrat Gerwers. „Er befindet sich sozusagen in der ‚goldenen Mitte‘ zwischen jugendlichem Übermut und reifer Weisheit – oder, um es niederrheinisch auszudrücken: ‚Er weiß, wie der Hase läuft, aber er rennt ihm nicht mehr unnötig hinterher!‘“
Den musikalischen Rahmen der Veranstaltung prägten 30 Bläserinnen und Bläser sowie Schlagzeuger des Sinfonieorchesters der Kreismusikschule unter der Leitung von Anne Giepner. Sie unterhielten die Gäste mit Hits von Queen, Michael Jackson, Taylor Swift und Bruno Mars. Moderator des Abends war Christoph Kepser.
Bilder-Show „Zeitsprünge“ mit Bildern aus dem Kreisgebiet
Viele Blitzlichter leuchteten im Saal bei der Bilder-Show „Zeitsprünge“ auf. Kreisarchivarin Dr. Beate Sturm und ihre Fachkolleginnen und Fachkollegen in den kommunalen Archiven im Kreisgebiet hatten aus allen Kommunen im Kreisgebiet insgesamt 30 historische Aufnahmen aus der Mitte der 1970er-Jahre zusammengetragen. Alle Motive wurden im vergangenen Herbst von Fotograf Klaus-Dieter Stade erneut fotografiert. Die Gegenüberstellung der alten und neuen Motive sorgte für einige Lacher und viele spontane Fotoaufnahmen der Gäste. Denn zahlreiche Motive hatten sich gravierend verändert – bei einigen waren die Neuerungen eher gering.
„Wir gucken beim Jubiläum ‚50 Jahre Kreis Kleve‘ nicht nur in die Vergangenheit, sondern auch in die Zukunft“, begann ein Kurzfilm, bei dem sechs junge Menschen interviewt wurden, die sich als Mitglied im Kreistag, als sachkundige Bürgerin oder sachkundiger Bürger in den Gremien des Kreistags engagieren. Sie erzählten, wie sie zur Politik gekommen sind, in welchen Themen sie „zuhause“ sind, was sie durch ihre politische Arbeit gelernt haben und warum es wichtig ist, dass sich junge Menschen politisch engagieren.

Als Kreisarchivarin Dr. Beate Sturm für ihren Beitrag „Zeitreise in die 70er-Jahre“ ans Redepult trat, überraschte sie viele Gäste mit einem höchst unterhaltsamen und kurzweiligen Vortrag. Anstelle von Daten, Zahlen und Fakten entführte sie das Publikum in das alltägliche Leben im Kreis Kleve Mitte der 1970er-Jahre: „Ich bin auch ein Kind der 70er. Bei meiner Recherche habe ich Vieles wiederentdeckt, was ich in meiner Kindheit erlebt habe.“ Sie zeigte Wohnzimmermöbel der 70er, erinnerte an Schrankbetten, Flokati-Teppiche, Lavalampen und Hollywood-Schaukeln. Das Publikum amüsierte sich über die Erinnerungen an den Couchtisch mit Kurbel und die in den Küchen allgegenwärtigen Pril-Blumen. Beim Stichwort „Heimwerken“ erinnerte sie an den Bausatz „Wir bauen uns ein Atomkraftwerk“ und ihr modischer Rückblick umfasste Mini- und Maxiröcke, Clogs, T-Shirts, Polyesterhemden und Schlaghosen. Auch das Thema „Lange Haare bei Männern“ wurde beleuchtet. „Übrigens trugen auch Bundeswehrsoldaten lange Haare“, so Dr. Beate Sturm. „Soldaten mit langen Haaren mussten die Haarpracht unter einem Haarnetz bändigen. Um alle langhaarigen Soldaten auszustatten, rüstete sich die Bundeswehr mit sage und schreibe 740.000 Haarnetzen aus. Das brachte der Truppe im Ausland den Spottnamen ‚German Hair Force‘ ein.“ Sie entführte die Gäste auch die Zeit der „Autofreien Sonntage“ sowie des „Mondscheintarifs“ und der Leihtelefone mit Wählscheibe, der gesellschaftlichen Veränderungen aufgrund der weiblichen Emanzipation und der Fernsehabende mit der ganzen Familie. Ihr Satz: „Sie sind der Meinung, das war……“ wurde vom Publikum lautstark mit „… spitze!“ beantwortet. Die Gäste dankten der Kreisarchivarin mit langanhaltendem Applaus für ihre kurzweilige Zeitreise in die 1970er-Jahre. Der Abend im Reeser Bürgerhaus klang mit vielen interessanten Gesprächen bei einem Imbiss aus. Herzlichen Glückwunsch, Kreis Kleve!