14.11.2022
Experten diskutierten über Neuerungen im offenen Ganztag
Regionales Bildungsbüro hatte zur Fachtagung nach Goch eingeladen
Kreis Kleve – Ein altes afrikanisches Sprichwort besagt: „Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen“. Diese Leitidee nahm das Regionale Bildungsbüros des Kreises Kleve für einen pädagogischen Fachtag auf. „Ein ganzes Dorf… (er-)öffnet Räume – Gemeinsam setzen wir den Rechtsanspruch um“, lautete der Titel. Im Mittelpunkt stand die Frage, wie der Anspruch der Schülerinnen und Schüler auf Ganztagsförderung zu leisten ist und gemeinsam mit Kindern und Eltern gestaltet werden kann, Die Tagung nahm dabei insbesondere die Raum- und Flächengestaltung in den Blick: neben den Innenräumen auch das Außengelände für die Ganztagsangebote sowie die Angebote in der Umgebung – eben das „ganze Dorf“ mit seinen Wiesen und Feldern, Parks, Spiel-, Sport- und Kultureinrichtungen.
In der Gocher Gesamtschule Mittelkreis diskutierten auf Einladung des Regionalen Bildungsbüros des Kreises Kleve und des LVR-Landesjugendamts Rheinland rund 80 Teilnehmende über dieses Thema. Unter Ihnen waren als Vertreterin der Bezirksregierung Ursula Natrop, die Allgemeine Vertreterin der Landrätin Zandra Boxnick, Vertreter des Schulamtes für den Kreis Kleve, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Schulverwaltungs-ämter sowie der Städte und Gemeinden des Kreises Kleve, der Jugendhilfe des Kreises Kleve, OGS-Träger, Koordinatorinnen und Koordinatoren des offenen Ganztags und nicht zuletzt Schulleitungen.
Eine besondere Dynamik erhält das Thema mit Blick auf das Schuljahr 2026/27. Dann wird jedes Kind, das eingeschult wird, Anspruch auf einen Ganztagsplatz haben – und dies über fünf Tage in der Woche, einschließlich der Ferienzeiten. Daraus ergeben sich große Herausforderungen für alle Beteiligten – für Kommunen, die Jugendhilfe, die Schulen und Lehrkräfte, aber auch für die Kinder und Eltern. Dr. Karin Kleinen vom LVR-Landesjugendamt Rheinland ermutigte in ihrem Vortrag die Akteure, die Schulen neu – und leer – zu denken und gemeinsam zu reflektieren, welche Räume durch neues Mobiliar und/oder Raumteiler oder auch Durchbrüche umgestaltet und multifunktional genutzt werden können. Umgekehrt sei aber auch zu berücksichtigen, welche besonderen Tätigkeiten und Aktivitäten der Kinder besondere Räume drinnen wie draußen benötigten. In jedem Fall bräuchte es „Frei-Räume“ und von den Kindern selbstbestimmte „Zeit-Räume“. Unerlässlich seien zudem Personalräume anstatt der Lehrerzimmer, um die multiprofessionelle Zusammenarbeit, die gute offene Ganztagsgrundschulen auszeichneten, auch räumlich zu unterstützen
In ihrem Impulsvortrag „Alles Schule oder was? Die Dorfmetapher unter der Lupe“ zeigte Frau Dr. Kawthar El-Qasem von der Akademie der Kulturellen Bildung des Bundes und des Landes NRW Möglichkeiten und Chancen durch eine Neugestaltung der offenen Ganztagsschule auf. Die OGS solle als Arbeits-, Lebens- und Sozialraum näher betrachtet werden, der schul-, sozial-, spiel- und freizeitpädagogische Angebote verbinde. Als Expertinnen und Experten in eigener Sache seien Schülerinnen und Schüler unerlässlich an Planung und Gestaltung zu beteiligen. Partizipation sei hierbei als ein Prozess zu verstehen, der neue Perspektiven hervorbringt und integrativen Charakter habe.
Anschließend konnten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Workshops mit einzelnen Aspekten des komplexen Themas intensiver auseinandersetzen und haben dazu konkrete Praxisbeispiele guter Raumgestaltung und Methoden ihrer Umsetzung kennen gelernt.
Das Regionale Bildungsnetzwerk und die beiden Fachberaterinnen im Offenen Ganztag für den Kreis Kleve haben eine Fortbildungsreihe konzipiert, die sich mit den verschiedenen Themen rund um den Rechtsanspruch befasst. Nächster Termin ist Ende November ein „Webinar“ zum Thema „Der Ganztag von A-Z - Eine Reise durch die Rechtsvorschriften und Gestaltungsspielräume der beteiligten Akteure im Offenen Ganztag“.